Team Hämmerling TuS Sennelager bleibt in der Bundesliga

Punktgewinn und Klassenerhalt nach Unentschieden gegen Kurhaus Lambertz Aachen.

Teamfoto
Den Klassenerhalt des Team Hämmerling TuS Sennelager bewerkstelligten (stehend von links) Frederico Ferreira Silva, Ivan Gakhov, Philipp Scholz, David Pel, Norbert Gombos, Arthur Rinderknech, Jonas Kell (Physiotherapeut), Marius Kur (Coach) sowie (kniend von links) Louis Dietze, Julius Hillmann, Carlos Ramierz Uttermann, Manuel Guinard, Dragos Dima, Jan Zielinski, Marcin Matkowski und Teamchef Marc Renner.

Paderborn. Es gibt Geschichten, die immer wieder gerne erzählt werden, wenn ungleiche Voraussetzungen aufeinander treffen. Die Protagonisten Asterix und Obelix lebten 50 Jahre vor Christus in einem kleinen Dörfchen in Gallien und hatten sich immer wieder gegen die kriegslustigen übermächtigen Römer unter Julius Cäsar zur Wehr setzen müssen. Doch denen gelang es nie, sie zu besiegen. Mit Mut und Geschick wuchsen die Gallier immer wieder über sich hinaus und schafften so Unglaubliches. Doch was hat das mit der 1. Tennis-Bundesliga der Herren zu tun? Natürlich nichts! Vergleicht man allerdings einmal den aus dem Paderborner Vorort stammenden TuS Sennelager mit seinen 80 Vereinsmitgliedern, einem kleinen Clubhaus sowie seinen drei Tennisplätzen, mit den Übrigen traditionsreichen Vereinen in der Eliteliga des nationalen Mannschaftstennissports, so kann einem dieser Vergleich schon in den Sinn kommen.

Freudentanz
Große Freude herrscht beim ostwestfälischen Aufsteiger Team Hämmerling TuS Sennelager vor, als der Klassenverbleib am Samstag feststand.

Nach sieben Aufstiegen in Folge befand sich der sportliche Nobody als Team Hämmerling TuS Sennelager dann plötzlich in der 1. Tennis-Point Bundesliga und der trat die sportliche Herausforderung zur Überraschung vieler an. Als dann auch noch Ralf Hämmerling, Namensgeber, Hauptsponsor und Mäzen in einer Person, mit ostwestfälischem Selbstbewusstsein einen Etat von 100.000 Euro kund tat und sein Teamchef Marc Renner ein >No-Name-Team< präsentierte, stand für die Konkurrenz der erste Absteiger am Ende der Saison fest. Diesen 10. August 2019 werden sich nun aber so manche Tennis-Teammanager im Kalender rot anstreichen müssen, denn an diesem 8. Spieltag – ein Tag vor Saisonende – vollzog sich eine faustdicke ostwestfälische Story, die es in den 48 Jahren der Tennis-Bundesliga so noch nicht gegeben hat.

Mit einem 3:3-Unentschieden, nach 1:3-Rückstand aus den Einzeln, gegen den fünffachen Deutschen Mannschaftsmeister Kurhaus Lambertz Aachen feierten frenetische 1.300 Zuschauer den Klassenerhalt und wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Als dann auch noch Matthias Wittig (1. Abteilungsvorsitzender TuS Sennelager) die Parole Freibier ausrief, begannen die >Sennelager Festspiele< auf der Anlage beim Paderborner TC Blau-Rot. „Es ist für Außenstehende sicherlich schwerlich nachzuvollziehen, was wir erreicht haben“, so Ralf Hämmerling, „doch wir, die für die Mannschaft verantwortlich sind, haben immer an die Realisierung unsers Traums vom Klassenerhalt geglaubt. Wir waren überzeugt, dass wir mit unserer Mentalität dass schaffen werden, denn ansonsten hätten wir den Aufstieg ja nicht annehmen müssen.“

In der Tat überraschte der Aufsteiger um das Duo Marc Renner und Coach Marius Kur vom ersten Spieltag an. Selbst die Niederlagen gegen die übermächtigen Kontrahenten wie Grün-Weiss Mannheim, Badwerk Gladbacher HTC und Allpresan Rochusclub Düsseldorf zum Saisonauftakt ließen die Paderborner nicht nervös werden. Der erste Punktgewinn am vierten Spieltag gegen BW Timberland Finance Krefeld ließ aufhorchen und die folgenden Siege bei Blau-Weiß Aachen (5:1) und fläsh TC Weinheim (4:2) waren deutliche Ausrufungszeichen. Ein weiteres Unentschieden beim Südmeister und Mitaufsteiger TC Großhesselohe ließ die Fata Morgane Klassenerhalt nun als reale Wirklichkeit erscheinen.

Allerdings schien das Duell an diesem 10. August gegen die Kaiserstädter wieder unwirklich werden zu lassen. Lediglich der 28-jährige Norbert Gombos (ATP 118) konnte sein Einzel gegen den zuletzt im schweizerischen Gstaad mit der Finalteilnahme so erfolgreichen Cedrik-Marcel Stebe (ATP 258) in drei Sätzen gewinnen.

Ansonsten verlor Frederico Ferreira Silva (ATP 277) glatt in zwei Durchgängen gegen Carlos Taberner (ATP 347), Ivan Gakhov (ATP 341) vergab zwei Matchbälle gegen Martin Cuevas (ATP 400), und Arthur Rinderknech (ATP 319) hielt gegen den deutschen Davis-Cup-Spieler Tim Pütz (ATP-Doppel 65) bestens mit, aber der Gewinn der Match-Tiebreaks entschied das Duell zugunsten des gebürtigen Frankfurters. Allerdings wussten die Aachener, Sennelager hat exzellente Doppelspieler. Zumal an diesem Samstag der frühere Weltranglisten-Siebte Marcin Matkowski in den Reihen der Gastgeber stand.

Doch Taktikfuchs Marius Kur ließ den Polen außen vor. Er schickte stattdessen das französische Duo Arthur Rinderknech/Manuell Guinard und die polnisch-niederländische Paarung Jan Zielinski/David Pel auf die Courts. Als dann die beiden Franzosen in einem unglaublichen Match die Zuschauer in einem emotionalen Begeisterungszustand versetzte, die Partie mit 7:5, 6:4 gegen Cuevas/Pütz gewann, forderte der 24-jährige Rinderknech die Zuschauer gestenreich auf, mit ihnen zur nebenan noch laufenden Begegnung Zielinski/Pel gegen Taberner/Langer mitzukommen. Als dann auch hier mit lautstarker Unterstützung des Publikums diese Partie mit 7:6(4), 6:2 zu Gunsten der Hausherren entschieden wurde, stand ein Punktgewinn für den Ligadebütanten fest.

„Das reicht uns aber nicht“, so ein stets zurückhaltende Marc Renner und meinte noch, „denn Weinheim holte noch einen Punkt in Düsseldorf und mir müssen Sonntag nach Köln.“ So das Abstiegsszenario des Teamchefs um 18.22 Uhr, doch zwei Minuten später lautstarker Jubel rund um den Court. Via Liveticker wurde das Duell der Kurpfälzer in der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt verfolgt und zwei Minuten später stand mit dem 4:2-Sieg des Irmler-Teams die sportliche Zukunft der Ostwestfalen fest: Team Hämmerling TuS Sennelager spielt in der Saison 2020 in der 1. Tennis-Point-Bundesliga und die Klassenverbleibs-Fete auf der Anlage an der Hermann-Kirchhoff-Straße nahm seinen Lauf.

Foto: ©Agentur Klick

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