Weltmeisterschaft im Kopfrechnen im HNF in Paderborn

Gruppenbild
v.l.: Mohammad El Mir, Aaryan Shukla, Ono Tetsuya.

Die 40 weltbesten Kopfrechner – Männer und Frauen aus 18 Ländern – trafen sich zum weltweit bedeutendsten Wettbewerb im Kopfrechnen. Die Weltmeisterschaft wurde durch die Andreas-Mohn-Stiftung unterstützt. Seit 2004 werden die Weltmeisterschaften im Kopfrechnen alle zwei Jahre ausgetragen. Erster Austragungsort war Annaberg-Buchholz, Geburtsstadt des Rechenmeisters Adam Ries. 2020 musste die Weltmeisterschaft wegen Corona leider abgesagt werden. Die Kopfrechner haben sich daher in diesem Jahr besonders auf die Veranstaltung gefreut, denn die WM ist nicht nur als Wettkampf zu verstehen, sondern vor allem auch als Ort für den Austausch untereinander.
Die Zahl der Plätze war auf 40 beschränkt; von den 67 Anmeldungen aus 20 Ländern wurden die besten Männer und Frauen aus 18 verschiedenen Ländern ausgewählt (Kanada, Deutschland, Großbritannien, Bulgarien, Kuba, Österreich, USA, Spanien, Frankreich, Indien, Algerien, Nepal, Libanon, Italien, Pakistan, Kirgistan, Japan und Kolumbien).

Im Rahmen der Wettbewerbe am Samstag und Sonntag lösten die Teilnehmer Aufgaben aus vorher bekannten Standardkategorien (zum Beispiel: Multiplikation zweier achtstelliger Zahlen, aber auch Wurzelziehen, Addieren…) und erhielten zudem fünf unbekannte Überraschungsaufgaben. Die Berechnungen erfolgten komplett im Kopf; Zwischenschritte durften nicht notiert werden. Und natürlich waren alle Hilfsmittel (außer Stift, Papier und Köpfchen) verboten.

Am Samstag, 16.07.2022 fand ab 17 Uhr eine öffentliche Show-Veranstaltung im HNF statt, bei der Leistungen aus Gedächtnissport und Kopfrechnen live miterlebt werden konnten.

Jean Beland aus Kanada demonstrierte das Kalenderrechnen. Er konnte Zuschauern, die ihm ihr Geburtsdatum nannten, nicht nur sagen, an welchem Wochentag sie das Licht der Welt erblickten, er gab auch die dazugehörige exakte Anzahl an Lebenstagen an. Das war aber noch nicht alles. Jean Beland verstand es auch in einer erstaunlichen Schnelligkeit die vom Publikum genannten zweistelligen Zahlen mehrfach zu verdoppeln, bis eine Million erreicht war.

Im Anschluss ging es weiter mit der Multiplikation. Hier führte Aaryan Shukla aus Indien vor, wie schnell zehn Multiplikationsausgaben von zwei fünfstelligen Zahlen im Kopf berechnet werden können. Hierzu generierte das Computerprogramm Memoriad Zufallsaufgaben, die Aaryan Shukla beeindruckend schnell zu lösen verstand. Den Weltrekord, der für zehn Multiplikationen von jeweils zwei fünfstelligen Zahlen bei 59,4 Sekunden liegt, verfehlte der 12- Jährige nur knapp.

Als Experte für das Wurzelziehen trat Kaloyan Geshev aus Bulgarien auf, der mit seinen Rechenkünsten im Vorjahr bereits Sieger bei der bulgarischen Version der Supertalent-Fernsehsendung wurde. Der 13-jährige Kaloyan versetze die Zuschauer in Staunen, als er gekonnt die dritte Wurzel aus 18-21-stelligen Zahlen zog.

Walif Henni aus Algerien hingegen zeigte eine herausragende Gedächtnisleistung, indem er sich in einer Minute eine Vielzahl an Binärziffern einprägte und diese anschließend fehlerfrei wiedergab.

Einen neuen Weltrekord konnte Roger Roelofsman aus den Niederlanden aufstellen, der zunächst unter strenger Aufsicht des exzellenten niederländischen Kopfrechners Willem Bouman von einem Computerprogramm zufällig ausgewählte kurze, lange und ganz lange Wörter in niederländischer Sprache angezeigt bekam und ad hoc die Anzahl der Buchstaben dieser Wörter nennen konnte.

Auf besonders beeindruckende Weise zeigte Ahmad Chhimi aus dem Libanon, wie man zehn zweistellige Zahlen miteinander addieren kann, bevor die Zuschauer diese überhaupt erst in den Taschenrechner eintippen konnten. Das war jedoch nicht alles. Ahmad Chhimi gelang es, vom Computer generierte zehn zweistellige Zahlen, die ihm jeweils nur für eine Sekunde angezeigt wurden, miteinander zu addieren. Und auch damit nicht genug, auch vom Computer generierte dreistellige Zahlen, welche Ahmad für jeweils nur 0,4 Sekunden angezeigt wurden, addierte er fehlerfrei und versetze damit alle im Saal in großes Staunen.

An den allen bekannten Rubik-Würfel wagte sich Akash Rupela aus Indien, der die zuvor vom Publikum verdrehten Würfel erst zweihändig, dann einhändig und schließlich auch mit verbundenen Augen in wenigen Sekunden wieder in den Ausgangszustand verdrehte.

Zum Abschluss demonstrierte Baiel Rakhymbekov aus Kirgistan, wozu das menschliche Gedächtnis noch so fähig ist. Er merkte sich die Farben der beliebig im Publikum verteilten bunten Karten und gab diese nach kurzer Zeit mit den deutschen Farbnamen wieder, die er extra für die Show gelernt hatte.

Wie solche Gedächtnisleistungen überhaupt möglich sind, erklärte Prof. Dr. Ralf Laue, der Initiator der Weltmeisterschaft. Er betonte dabei, dass jeder zu solchen Hochleistungen fähig sei, vorausgesetzt, man trainiere sein Gehirn. Hier bewahrheite sich einmal mehr: Übung macht den Meister!

Am 17.07.2022 wurden schließlich die wohlverdienten Sieger der Weltmeisterschaft im Kopfrechnen geehrt. Diese sind:

  1. Aaryan Shukla (Indien)
  2. Ono Tetsuya (Japan)
  3. Mohammad El Mir (Libanon)

Die Sieger in den Einzelkategorien:
Kalenderrechnen:
Akshita Shah (Indian)
Anmerkung – Dies ist der einzige Frauenname unter den hier Genannten

Addition:
Ono Tetsuya (Japan)

Multiplikation:
Aaryan Shukla (Indien)

Wurzelziehen:
Aaryan Shukla (Indien)

vielseitigster Kopfrechner:
Ono Tetsuya (Japan)

deutsche Erfolge:
Jan van Koningsveld wurde Zweiter im Kalenderrechnen.
Mit Platz 14 ist er auch der beste deutsche Teilnehmer in der Gesamtwertung.

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