Japan sammelt E-Schrott für Olympia

Medaillen aus Recyclinggold

Rheinstetten im März 2019. Hochleistungssportler bereiten sich frühzeitig auf die Olympischen Spiele vor. Auch Japan, der Gastgeber des Sportereignisses im Jahr 2020, nutzt die Zeit und sammelt Elektroschrott in großen Mengen. Grund: Die asiatische Inselnation will dieses Mal die rund 5.000 benötigten Medaillen ausschließlich aus recycelten Edelmetallen herstellen. Experte Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG, verrät, aus welchen Materialien die Auszeichnungen bestehen und welche Mengen an Edelmetallen Japan braucht, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.

Dominik Lochmann von ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

Gold aus der Tonne

Über zwei Jahre hinweg sammelt der ostasiatische Staat Elektroschrott, um die benötigten Edelmetalle im Wert von etwa drei Millionen Euro zu erhalten. Ausgediente elektronische Altgeräte, Computerplatinen und auch alte Handys dienen als wertvolle Quellen. Wie das Japanische Olympische Komitee mitteilt, haben 1.594 landeseigene Gemeindebehörden sich dem Projekt angeschlossen und bisher 47.000 Tonnen Alt-Elektronik zusammengetragen. Außerdem unterstützen ein Mobilfunkanbieter mit fünf Millionen ausrangierten Handys und die japanische Post mit 30.000 ausgedienten Telefonen die Sammlung. Insgesamt liegt der Bedarf für alle Medaillen bei 30,3 Kilogramm Gold, 4.100 Kilogramm Silber und 2.700 Kilogramm Bronze. Nach Angaben der Offiziellen kann die Sammlung Ende März erfolgreich abgeschlossen werden. „Die gesammelten Elektronikschrotte werden zunächst in Sammelgruppen sortiert, ordnungsgemäß behandelt und verwertet, bevor die jeweiligen Metallfraktionen verhüttet werden, um daraus anschließend die Medaillen zu fertigen“, beschreibt Dominik Lochmann.

Nicht nur pures Gold

Erklimmt ein Sportler bei einer Olympiade den begehrten ersten Platz auf dem Siegertreppchen, überreichen ihm die Offiziellen das ersehnte Gold. „Tatsächlich besteht die Medaille für den Erstplatzierten jedoch im Kern aus Silber und wird dick mit Gold ummantelt. Daher ist der Gesamtbedarf an Silber zur Herstellung der recycelten Auszeichnungen am größten“, erklärt Dominik Lochmann. Anders beim Zweitplatzierten: Seine Medaille besteht in der Regel aus purem Silber, dem kein weiteres Metall beigemischt wird. „Natürlich steht hier die Kostenfrage im Fokus, da Gold den Wert von Silber derzeit um mehr als das 80-Fache übersteigt. Ansonsten würden die Auszeichnungen bei einer Olympiade bei zuletzt circa 500 Gramm pro Medaille für die Sieger horrende Summen erfordern“, erläutert der Experte. Dagegen liegen die Kosten für die Bronzemedaille deutlich niedriger, da sie aus einer Kupfer-Zinn-Legierung besteht.

Bewusstsein für Rohstoffkreislauf

Mit dieser Aktion spart Japan nicht nur die hohen Kosten für das Gold, Silber und Bronze der 5.000 Medaillen, sondern setzt auch ein deutliches Zeichen für einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Elektronik enthält Schadstoffe und verschiedene Edelmetalle, weshalb eine nicht fachgerechte Entsorgung die Umwelt schädigt und gleichzeitig zum Verlust der wertvollen Rohstoffe führt. „Erfolgreiche Olympioniken können sich dann ihre Medaillen nicht nur mit Stolz, sondern ebenso mit einem guten Gewissen um den Hals hängen“, meint Dominik Lochmann.

Foto: ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

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