Bewerbungen noch bis zum 15. Juli möglich

Das Projekt QualifyING ermöglicht Ingenieurinnen und Ingenieuren mit Fluchthintergrund eine Karriere in Deutschland.

Mann am Computer

Viele Akademikerinnen und Akademiker müssen nach Ihrer Flucht in Deutschland bei Null anfangen, weil potentielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nicht genau wissen, wie sie den Studienabschluss aus dem Ausland bewerten sollen. Die TH OWL und die FH Bielefeld verbessern mit dem Projekt QualifyING die Berufschancen für Ingenieurinnen und Ingenieure. Bis zum 15. Juli können sich Interessierte bewerben.

Jamil Mohammad ist ein erfahrener Bauleiter im Hoch- und Tiefbau. An der Universität von Aleppo in Syrien hat er seinen Abschluss als Bauingenieur gemacht. Anschließend hat er als Bauleiter in Syrien, später in Dubai, Abu Dhabi und Saudi Arabien gearbeitet. 2017 kam der hochqualifizierte Bauingenieur als Geflüchteter nach Deutschland. Seine Bewerbungen bei deutschen Unternehmen waren ohne Erfolg: „Ich habe mich bei zahlreichen Unternehmen beworben, aber keine Einladung bekommen“ sagt Jamil Mohammad.

Wie ihm geht es trotz Fachkräftemangel vielen Akademikerinnen und Akademikern, die nach Deutschland geflohen sind. „An diesem Punkt setzt das Pilotprojekt QualifyING an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Fachhochschule Bielefeld an“, erklärt Benjamin Hans. Er ist an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) für die Koordination von Projekten für Geflüchtete zuständig. „Wir möchten mit diesem Projekt dazu beitragen, dass die Teilnehmenden in dem Beruf arbeiten, für den sie ausgebildet sind und gleichzeitig Unternehmen mit hochqualifizierten Menschen zusammenbringen, die sie dringend brauchen.“

In den Studiengängen Bauingenieurwesen an der TH OWL und Maschinenbau an der FH Bielefeld erwerben die Teilnehmenden in einem einjährigen Programm aus Lehrveranstaltungen, Sprachkursen, Workshops und Praxis-Phasen ein Zertifikat, das ihnen bescheinigt, dass ihr Abschluss vergleichbar mit dem deutschen Ingenieur ist. „Da geht es um sehr konkrete Dinge, wie zum Beispiel das deutsche Baurecht oder DIN-Nomen aber auch um Soft-Skills wie Zeitmanagement, Projektmanagement und Präsentationen“, erklärt Benjamin Hans.

Die beiden Hochschulen kooperieren in dem Projekt mit Unternehmen aus der Region. Sandra Schoeß, Koordinatorin für Flüchtlingsprogramme an der FH Bielefeld: „Die Teilnehmenden arbeiten im Rahmen unseres Programms für zwölf Wochen in den Kooperationsunternehmen und können dort ihr fachliches Können unter Beweis stellen und lernen potentielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber kennen, davon profitieren beide Seiten. Im besten Fall folgt auf die erfolgreiche Teilnahme im Projekt eine Anstellung in einem Unternehmen.“

Bei Jamil Mohammad hat es genauso funktioniert, er arbeitet seit Juni als Werkstudent beim internationalen Bauunternehmen STRABAG. „Ich habe enorm von den fachsprachlichen Kursen und den Informationen über Betriebswirtschaftslehre, Arbeitssicherheit oder Personalmanagement profitiert und habe auch aufgrund dieser Zusatzqualifikation die Stelle bei STRABAG bekommen.“

Die FH Bielefeld und die TH OWL übernehmen die Koordination, die Wissensvermittlung und die enge Begleitung der Teilnehmenden des Weiterbildungsprogramms. Die Unternehmen vermitteln in einem dreimonatigen Praktikum den Graduierten mit Fluchthintergrund die praktischen Anforderungen im Beruf.

Das Programm ist in drei Phasen gegliedert. In der ersten Phase besuchen die Teilnehmenden Workshops zur Fachsprache und Berufsvorbereitung und belegen in der Vorlesungszeit ausgewählte Kurse ihres Studienfachs, die für die deutsche Ingenieursbildung zentral sind. Daran schließt sich dann die begleitete Praxisphase in den kooperierenden Unternehmen an. In den letzten vier Monaten des Programms vertiefen die Teilnehmenden ihr fachliches Wissen in Seminaren und Vorlesungen und besuchen parallel das Unternehmen. Am Schluss des einjährigen Programms steht eine Abschlussarbeit.

Foto: TH OWL

nach oben