Die Gartenschau wird zum Atelier
Zwölf Kunstschaffende aus der Region werden auf der Landesgartenschau in Höxter kreative Workshops anbieten. Das Angebot „Kunst und Spiele“ ist Teil des Kulturprogramms „Stadt Land Fluß – Luftikus“, das vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft NRW gefördert wird. „Vorrangig ist bei Kunst und Spiele nicht der didaktische, sondern der ästhetisch-künstlerische Aspekt“, sagt Kuratorin Brigitte Labs-Ehlert, die das Programm zusammengestellt hat. Die Workshops richten sich an Kinder, Familien, an Erwachsene oder speziell an Menschen mit Handicap.
Auf der Landesgartenschau können Besucher und Besucherinnen also unter Anleitung auf spielerische Weise künstlerisch tätig werden. Zum Beispiel erstellen sie mit Katharina Hagemann (freie Kunstvermittlerin Marta Herford) Pflanzenabdrucke auf Stoff und Papier und fangen dabei den Zauber vom Werden und Vergehen ein. „Im Direktdruck fangen wir einen Augenblick im Leben dieser einzigartigen, besonderen Pflanzen ein, beim Handabrieb spüren wir ihre Stängel und Blattadern“, beschreibt die Künstlerin den Vorgang.
Das Marta Herford freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Landesgartenschau im Kontext von Kunst und Spiele. „Die Förderung ästhetischen Handelns in der Begegnung mit Kunst und Kultur und Natur ist aus Sicht des Museums eine der wichtigen Aufgaben in der kulturellen Bildung“, so Direktorin Kathleen Rahn. Die Landesgartenschau biete für diesen Ansatz vielfältige Möglichkeiten und Themen und schaffe eine Atmosphäre von Leichtigkeit, Freude, Begegnung und Kommunikation.
Auch Claudia Oberste-Hedtbleck (Kunsthalle Bielefeld) wird die zarte und filigrane Schönheit von Pflanzen in Abdrücken festhalten. Dabei werden Blüten, Blätter, Stängel und feine Äste in lufttrocknende Modelliermasse gedrückt. „Das künstlerische Gestalten erinnert an wenig an Kekse backen, auch hier wird geknetet, ausgerollt und ausgestochen“, erklärt die Designerin. In einem weiteren Kurs stellt sie Farbexperimente mit den Teilnehmenden an: „Wir lassen zum Beispiel Farbe auf Papier tropfen und eigene Wege finden oder können entdecken, welche Formen und Farbverläufe bei der Nass-in-Nass-Technik entstehen.“
Den Rhythmus und die Klänge der Natur erkunden die Werkstätten der Musikerin Patrícia Meisen Bleinroth und von Jörg Partzsch. Der Musiker und Komponist erprobt auch mit blinden Gartenschau-Besuchern, wie sie mit den Ohren und mit dem Körper „sehen“ können. Barrierefrei ist auch das Angebot der Theaterwerkstatt Bethel gemeinsam mit „Inklusion inklusive“. Antonia von Reden und Nicole Zielke basteln und bauen mit den Teilnehmenden Figuren inspiriert von der Blumen- und Pflanzenwelt der Landesgartenschau. „Wir erwecken die Phantasiewesen auf spielerische Weise mit Hilfe von Theater, Kostümen, Tanz und Musik“, so die Designerin Antonia von Reden.
Tanja Finke und Martin Finke laden zur Erzählwerkstatt „Der geheime Garten“. Nach einer Lesung aus Frances Hodgson Burnetts Roman kommen sie mit Kindern ins Gespräch, über ihre Draußen-und-Drinnen-Erlebnisse und ihre Erfahrungen mit dem Gärtnern. „Habt ihr schon einmal etwas gepflanzt oder ausgesät, aus einem Samen gezogen? Mit diesen und anderen Fragen möchte ich die Erzähl-Lust der Kinder beleben“, sagt Tanja Finke, die Literarisches Schreiben und Lektorieren studiert.
Mit der Meisterfloristin Anne Bussen (Schieder-Schwalenberg) kann man auf der Landesgartenschau in Höxter romantische, duftende Blumenkränze fürs Haar binden, bei Claudia Warneke (Forum Anja Niedringhaus Höxter) mit dem Smartphone Makro-Fotos von Wundern auf wenigen Quadratzentimetern anfertigen oder mit Melanie Hecker (Comnatura Umweltbildung) Papier schöpfen. Majla Zeneli aus Berlin erstellt bei ihren Workshops Cyanotypien von einer definierten Fläche, einem kleinen Quadrat in einem Garten. „Für wenige Minuten belichten wir ein präpariertes Papier und bilden so die Natur eins zu eins ab – ohne Blätter, Gras und Blüten aus dem Boden zu trennen.“
Allen Kursen bei „Kunst und Spiele“ auf der Landesgartenschau in Höxter ist gemein, dass die kleinen und großen Teilnehmer und Teilnehmerinnen immer ihre Kunstprodukte mit nach Hause nehmen können – eine Postkarte mit einem selbst angefertigten Foto, ein Papier mit einem Pflanzenabdruck. „Man nimmt etwas mit und lässt zugleich immer etwas da auf der Landesgartenschau, das dann Teil eines größeren gemeinsamen Kunstwerkes wird“, betont Brigitte Labs-Ehlert. Manchmal stehe am Ende des Workshops auch eine kleine Aufführung oder es wird eine Kollage erstellt.
Die Landesgartenschau will mit dem Programm „Stadt Land Fluß –Luftikus“ den Menschen nach der Corona-Krise wieder Lust auf Kultur machen. Dank der Landesförderung sind die Workshops kostenlos. „Die Landesgartenschau bietet Kulturschaffenden aus OWL die Gelegenheit, ein breiteres Publikum zu erreichen“, sagt Geschäftsführerin Claudia Koch.
Das komplette Angebot von „Kunst und Spiele“ ist im Internet abrufbar unter www.landesgartenschau-hoexter.de/Veranstaltungsprogramm (Kategorie Kulturprogramm). Bei vielen Kursen ist die Teilnahme spontan möglich, für manche kann man sich an der Gartenschau-Tageskasse anmelden.
Foto1: LGS Höxter ; Foto2: Claudia Oberste-Hedtbleck ; Foto3: Nicole Zielke