FDP will Ratsbeschluss für zusätzliche Realschulklassen erzwingen

Bielefeld. Die Bielefelder FDP kündigt einen Antrag im Rat an, um doch noch zusätzliche Eingangsklassen an zwei Realschulen zu ermöglichen. Damit will sie eine Entscheidung des Schulausschusses kippen, der sich kürzlich gegen sogenannte Mehrklassen an der Luisen-Realschule und der Gertrud-Bäumer-Realschule ausgesprochen hatte. SPD, Grüne und Linke hatten dort den Vorschlag der Schulverwaltung abgelehnt – sehr zum Ärger der Liberalen.
„Es ist unfassbar, dass die Koalition gegen die klare Empfehlung von Schulleitungen, Schulkonferenzen und der Schulverwaltung entscheidet und 54 Kindern den Stuhl vor die Tür stellt“, kritisiert FDP-Vorsitzender Jan Maik Schlifter. Die Begründungen der rot-rot-grünen Mehrheit seien für ihn „unverständlich, unschlüssig und im Grunde lächerlich“. Deshalb müsse die Entscheidung im Rat korrigiert werden, um betroffenen Familien noch nachträglich Anmeldebestätigungen ermöglichen zu können.
Besonders scharf kritisiert Schlifter, dass die Ausschussmehrheit sich sogar über die Linie des SPD-Schuldezernenten hinweggesetzt habe. Für die FDP ein Beleg dafür, dass sich „die linksgrüne Schulpolitik völlig von der Lebenswirklichkeit der Bielefelder Familien entkoppelt hat“. Statt auf die Bedürfnisse der Eltern einzugehen, betreibe Rot-Rot-Grün „einen ideologischen Feldzug gegen die Realschulen“.
Laut Schlifter wurde in der Ausschusssitzung offen gesagt, dass die Koalition Mehrklassen als Steuerungsinstrument für Schülerströme sieht. „Hier werden Kinder hin- und hergeschoben, weil ehrenamtliche Schulpolitiker meinen, sie wüssten besser, wo ein Kind beschult werden soll als dessen Eltern.“ Statt die mangelnde Akzeptanz mancher Gesamtschulen zu hinterfragen, setze man auf „Überbügeln des Elternwillens und zentrale Steuerung“.
Die FDP appelliert nun an den Rat, Bürgernähe zu beweisen und sich über ideologische Grabenkämpfe hinwegzusetzen. „Jetzt ist Pragmatismus gefragt“, so Schlifter.